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Tankfreuden vor Pfingsten: Kraftstoffpreise fallen auf Jahrestiefstand
Für alle, die mit dem Auto in die Pfingstferien starten möchten, gibt es erfreuliche Neuigkeiten: Die Kraftstoffpreise befinden sich derzeit im freien Fall. Während Autofahrer für einen Liter Super E10 im bundesweiten Durchschnitt aktuell 1,67 Euro zahlen müssen – das sind 0,4 Cent weniger als in der Vorwoche – zeigt sich die Entwicklung beim Diesel noch deutlicher.
Diesel erreicht außergewöhnlich niedrigen Preis
Besonders bemerkenswert ist die Preisentwicklung bei Diesel: Mit durchschnittlich 1,54 Euro pro Liter wurde ein neuer Jahrestiefstand erreicht. Ein solch günstiger Preis war zuletzt vor acht Monaten zu beobachten, wie aus den aktuellen Erhebungen des Automobilclubs hervorgeht.
Diese positive Entwicklung für Verbraucher hat mehrere Ursachen. Obwohl der Rohölpreis der wichtigen Sorte Brent – ein wesentlicher Preistreiber für Kraftstoffe – zuletzt wieder leicht gestiegen ist, wirkt sich die Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro positiv auf die deutschen Tankstellenpreise aus. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, profitieren deutsche Autofahrer von diesem Wechselkursvorteil.
Alexander Kreipl, Verkehrsexperte beim ADAC, sieht sogar noch Raum für weitere Preissenkungen, insbesondere beim Diesel. Der Grund: Der steuerliche Vorteil von Diesel gegenüber Benzin beträgt etwa 20 Cent, während der tatsächliche Preisunterschied an den Zapfsäulen momentan nur 13 Cent beträgt. Hier könnte sich also noch „ein wenig Luft nach unten“ zeigen.
Keine traditionellen Ferienaufschläge erwartet
Entgegen der früher üblichen Praxis rechnet Kreipl nicht mit den traditionellen Preiserhöhungen zu Ferienbeginn oder vor Feiertagen. „Wir gehen nicht davon aus, dass es zu einem überdurchschnittlich hohen Ausschlag nach oben kommt“, erklärt der Experte. Tatsächlich beobachtet der Automobilclub mit seinen 22,2 Millionen Mitgliedern schon seit längerer Zeit keine systematischen Wochenend- oder Feiertagsaufschläge mehr.
Stattdessen hat sich das Preisverhalten grundlegend gewandelt: Die Kraftstoffpreise schwanken heute erheblich innerhalb einzelner Tagesstunden. Diese Entwicklung geht auf die seit 2013 bestehende Verpflichtung der Konzerne zurück, ihre Benzin- und Dieselpreise in Echtzeit an die Transparenzstelle des Bundeskartellamts zu übermitteln.
Was ursprünglich Verbrauchern helfen sollte, die günstigste Tankstelle in ihrer Umgebung zu finden, hat zu einem intensiven Beobachtungsverhalten zwischen den Unternehmen geführt. Die Folge: Preisanpassungen erfolgen mittlerweile bis zu 20 Mal täglich.
Kritik an extremen Preisschwankungen
Diese rasanten Preisveränderungen stoßen beim Tankstellen-Interessenverband (TIV) auf scharfe Kritik. Geschäftsführer Jochen Wilhelm beklagt, dass Mineralölkonzerne ihre Marktposition rücksichtslos ausnutzen würden. „Die Preise purzeln täglich mehrfach“, kritisiert Wilhelm und spricht von regelrechten „Verwirrungspreisen“.
Eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals benzinpreis.de untermauert diese Kritik mit beeindruckenden Zahlen: Bei der Untersuchung von über 14.000 deutschen Tankstellen meldeten mehr als 11.000 Stationen zwischen dem 12. und 18. Mai Preise, die teilweise weniger als eine Viertelstunde Gültigkeit hatten. Bei 3.851 Tankstellen waren einzelne Preise sogar kürzer als fünf Minuten aktuell.
Der TIV betont dabei, dass die einzelnen Tankstellenpächter keinen Einfluss auf diese Preisgestaltung haben. „Die Pächter schauten aus dem Fenster und wunderten sich ebenso wie die Autofahrer über die Preissprünge der Mineralölkonzerne“, so die Verbandsmitteilung.
Das Bundeskartellamt hat bereits im Februar angekündigt, mögliche Wettbewerbsprobleme im deutschen Kraftstoffgroßhandel zu untersuchen. Im Fokus steht die Frage, ob eine „erhebliche und dauerhafte Störung des Wettbewerbs“ vorliegt.
Angesichts dieser Situation empfiehlt der ADAC Autofahrern eine strategische Herangehensweise: Bereits vor der Fahrt zur Tankstelle sollten die Preise verschiedener Anbieter in der Nähe verglichen werden. Zusätzlich lohnt es sich, die Tageszeit zu berücksichtigen. „In der Früh ist es immer teurer als am Abend“, erläutert ADAC-Experte Kreipl. Die günstigsten Kraftstoffpreise sind typischerweise zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr zu finden, während sie kurz nach 7 Uhr morgens ihren Höchststand erreichen.